Programmdetails
Welling, Prof. Dr. Alfons & Grümmer, Christiane
Universität Hamburg, Institut für Behindertenpädagogik
Phonologische Bewusstheit: Meilensteine - Grenzsteine - Stolpersteine (Vortrag)
Unter "phonologischer Bewusstheit" wird die Kompetenz des Menschen verstanden, analytisch und synthetisch mit sprachlichen Segmenten wie Phonemen, Silben, Reimen und Wörtern umzugehen. Die Bedeutung dieses Konstrukts im Spracherwerbsprozess wird zum einen in seiner hohen Prognosekraft für spätere Lese- und Schreibleistungen gesehen, zum anderen in seiner Wirksamkeit für die Förderung von Lese- und Schreiblernprozessen. Doch so mancher Unterricht, der unter der Leitidee der phonologischen Bewusstheit durchgeführt wird, erschwert den Kindern ihren Zugang zur Schrift: Etwa dann, wenn die Schülerinnen und Schüler bei ihrem Lesen- und Schreibenlernen dazu angehalten werden, sich mit scheinbar linear angeordneten Phonemen und Graphemen, Lauten und Buchstaben des Sprachsystems auseinander zu setzen. Eher selten bietet der Unterricht dann Gelegenheit, dass die Lernenden an ihr bereits entwickeltes Niveau der phonologischen Bewusstheit anknüpfen. Dieses haben sie im vorschulischen Zeitraum bereits gewonnen. In diesem Zusammenhang ist die Silbe besonders relevant, etwa in sprachlichen Herausforderungen von Abzählversen oder Wortspielen. Sie ist als Element kindlicher Spracherfahrung didaktisch unbedingt zu berücksichtigen, denn betrachtet von einem fachlich unbestrittenen non-linearen Standpunkt zum Schriftsystem wird die Silbe in ihren hierarchischen Bezügen von Phonemen und Graphemen, Lauten und Buchstaben verstanden. Dieser Zugang wirkt sich auch auf die lautsprachliche Kompetenz von Kindern mit sprachlicher Beeinträchtigung aus (Vortrag als Vorbereitung des Seminars Grümmer & Welling empfohlen).